1-2020

Nachhaltig wachsen durch Werte und Vertrauen Die Menge an Informationen, mit der wir täglich konfron- tiert werden, hat eine neue Dimension erreicht, ebenso die Geschwindigkeit ihrer Verbreitung. Damit bleibt vielfach kaum noch Raum zur Validierung von Informationen. F ür Unternehmen bedeutet dies zweierlei: Zum ei- nen werden sie zunehmend gläsern gegenüber dem Markt und den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mancher Fehltritt, der früher vielleicht weit- gehend unbeachtet geblieben wäre, kann sich heute in kürzester Zeit negativ auf Kundenstrukturen und den Markenwert auswirken. Zweitens nehmen die Ansprüche an Unternehmen stetig zu. Sie sollen in der beschriebenen »Informations- flut« vertrauenswürdige Informationen liefern. Die Gesell- schaft erwartet von ihnen, dass sie ihrer sozialen Verant- wortung gerecht werden und sich positiv engagieren. Mitarbeiter wollen, dass ihre Stimme im Unternehmen berücksichtigt wird. Gelebte Werte schaffen Vertrauen Daraus folgt: Entscheidend für heutigen und künftigen Erfolg sind Vertrauen und Werte. Sie sind die Basis für nachhaltiges Wachstum. Die Werte sind dabei der Kern oder auch der Anstoß: Sie geben einem Unternehmen eine langfristige und nachhaltige Identität bzw. einen Charakter, der nach außen wie nach innen sichtbar ist. Er ist die Grundlage, dass die Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifizieren und der Arbeitgeber und seine Mitarbeiter sich gegenseitig vertrauen können. So kann eine Vertrauensbasis im Innenverhältnis entstehen. Durch das gegenseitige Vertrauen entsteht eine positive Arbeitskultur, die zu selbstverantwortlichem Ar- beiten motiviert. Sie stärkt die Identifikation der Beschäf- tigten mit dem Unternehmen und verringert Fluktuation. Dadurch steigert sich bei Kunden und Lieferanten die Kontinuität ihrer Ansprechpartner. Eine positive Unter- nehmenskultur erhöht somit zugleich das Vertrauen nach außen. Und das schlussendlich ist die Basis für konstan- tes und nachhaltiges Wachstum. Ein Wettbewerbsvorteil für Familienunternehmen Werte, Vertrauen, Attraktivität: Diese Attribute sind gerade für familiengeführte Unternehmen seit langem Teil ihrer DNA. Familienunternehmen zeichnen sich in der Regel durch klar kommunizierte und gelebte Werte aus, die zu- dem verknüpft sind mit einem auf Nachhaltigkeit ausge- richteten Generationenverständnis. Unternehmensentscheidungen basieren auf die- sem Wertekanon. Er schränkt – gewollt – aber auch den Entscheidungsspielraum ein. So zeigt sich in Krisenzeiten, dass Familienunternehmen Mitarbeiter sehr viel später und weniger drastisch abbauen als andere Unternehmen. Der behutsamere Stellenabbau bringt Familienunter­ nehmen später einen spürbaren Vorteil: Sie können, so- bald die Wirtschaft sich wieder erholt, den Aufschwung schneller nutzen. Positiv auf den Geschäftserfolg wirkt sich auch die Verantwortung für gesellschaftliche sowie ökologisch nachhaltige Aktivitäten. Familienunternehmer neigen aller­ dings vielfach noch dazu, ihr Handeln in diesen Bereichen unter den Scheffel zu stellen. Hier gilt die Devise: Tu Gutes und sprich drüber! Das erwarten auch die Beschäftigten, wie das Edelman Trust Barometer gezeigt hat. Den eigenen Wertekanon konsistent leben und da- mit Vertrauen stärken: Das macht Familienunternehmen in besonderem Maße aus. Dadurch haben sie per se eine höhere Glaubwürdigkeit, wie eine Sonderumfrage des Edelman Trust Barometers belegt. 74 Prozent der Befrag- ten in Deutschland vertrauen Unternehmen in Familien­ hand – für Unternehmen im Allgemeinen liegt der Wert nur bei 43 Prozent. DR. VERA-CARINA ELTER, VORSTAND FÜR PERSONAL UND FAMILIENUNTERNEHMEN, KPMG AG WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSGESELLSCHAFT 26 Wettbewerb Fachbeitrag—

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