2-2018

Zwischen 15 und 40 Wochen- stunden ist alles möglich. Insgesamt rentiere sich das Bünd- nis für Arbeit aber für Unternehmen wie Mitarbeiter gleichermaßen.« Trumpf Branche: Maschinen- und Anlagenbau Gründung: 1923 Mitarbeiter: weltweit 13.400 Umsatz: 3,6 Milliarden Euro Freiheit Mehr Geld oder »Zeitspeck« für Freizeit D ie Basis dafür und für andere Angebote an die Mitarbeiter ist ein flexibles Arbeitszeitmodell. Es sieht vor, dass die rund 6.000 Mitarbeiter an den meisten deutschen Trumpf-Standorten jedes Jahr neu entscheiden, wie viel sie arbeiten möchten. Zwischen 15 und 40 Wochenstunden ist alles möglich. Bemessungs- grundlage der Arbeitszeit ist das Jahr. Eine Mitarbeiterin beispielsweise, die 20 Wochenstunden vereinbart hat, kann in Absprache mit der Führungskraft zeitweilig Voll- zeit arbeiten und den so erworbenen »Zeitspeck« an- schließend für private Aktivitäten nutzen. Im Gegenzug für diese Freiheit erklärt sie sich bereit, ihrem Team bei hoher Betriebsauslastung länger zur Verfügung zu stehen. Manche Kollegen, unter ihnen Marius Lippold, verwen- den einen Teil der vereinbarten Mehrstunden alternativ für die betriebliche Altersvorsorge. Einen Steinwurf vom Vorführzentrum entfernt, im Verwaltungsgebäude, liegt das Büro von Joana Matera. Die Referentin in der Group HR gesteht: »Bei der Einfüh- rung des Arbeitszeitmodells hatten wir damit gerechnet, dass relativ viele Mitarbeiter verkürzen würden. Das Ge- genteil ist aber eingetreten.« Zwar sei der administrative Aufwand enorm, so Matera. Insgesamt rentiere sich das Bündnis für Arbeit aber für Unternehmen wie Mitarbeiter gleichermaßen. Dies scheint auch den Tarifpartnern in der Metall- branche nicht entgangen zu sein. So endeten die jüngs- ten Tarifverhandlungen der IG Metall im März mit einem Ergebnis, das dem Arbeitszeitmodell bei Trumpf recht ähnlich ist. Individuelle Lösungen zugestehen D och bei aller Vorbildwirkung, die Trumpf entfaltet: Von pauschalen Lösungen halten die Verantwort- lichen im Unternehmen wenig und verweisen auf die Nöte gerade kleinerer Firmen der Branche. »Was bei einigen Unternehmen funktioniert, kann andere läh- men«, ist Dr. Nicola Leibinger-Kammüller überzeugt. Die Vorsitzende der Geschäftsführung wirbt dafür, individuelle Wege zuzulassen, die zur Kultur, Größe und Wettbewerbs- situation eines Unternehmens passen. »Stattdessen schert die Politik die Wirtschaft gern über einen Kamm und bürdet ihr immer neue Regularien auf.« Als Beispiele nennt die Unternehmerin das Entgelttransparenzgesetz, die Anti-Stress-Verordnung und zahllose Dokumentations­ pflichten. Laut Nicola Leibinger-Kammüller rennt der Ge- setzgeber damit einem gesellschaftlichen Trend nach: Sicherheit über Freiheit zu stellen. »Viele Menschen fürch- ten sich vor Veränderung und versuchen, das Bestehen- de festzuhalten. Würden wir als Unternehmer genauso verfahren, stünden wir im globalen Wettbewerb bald als Verlierer da.« 14 Begegnung—

RkJQdWJsaXNoZXIy NTM2MTY=