2-2018

Voll im »Flow« – Warum Innovation Freiraum braucht Techniken zur Innovationsfindung »Innovation entsteht, wenn Menschen den Freiraum erhalten, Fragen zu stellen und man ihnen die Ressourcen und Entscheidungsbefugnis an die Hand gibt, diese Fragen zu beantworten«, meint Unternehmer und Mehrfach- Gründer Richard Branson. B etrachtet man Innovationsfähigkeit und ihren Rei- fegrad bei Familienunternehmen, sticht ein As- pekt besonders ins Auge: Bis auf wenige Ausnah- men entsteht Innovation bislang vor allem schrittweise, auf Basis klassischer Forschung und Entwicklung. Dies ist häufig durch eine historisch gewachsene Unterneh- mensstruktur und Führungskultur begründet. Je nach- dem wie das Thema transformationale Innovationskultur von der Geschäftsleitung getragen wird, gestalten sich auch Ideenfindungsprozesse und die Umsetzung dahin- ter. Ist Innovation in die Strategie des Unternehmens ein- gebettet und werden Freiräume dafür geschaffen, finden neue Produkte entsprechend »leichter« ihren Weg auf den Markt oder es öffnen sich neue Wege für Geschäfts- modell-Innovationen. Eine große Chance – aber auch Herausforderung – liegt naturgemäß in der Nachfolge- Thematik: Wenn die alteingesessene Geschäftsleitung es schafft, die Verantwortung für neue Themen vertrauens- voll in die Hände nachfolgender Generationen zu geben, kann das Unternehmen von neuen Impulsen profitieren. Doch ein Unternehmen kann und sollte selbstverständ- lich nicht allein auf einen Generationenübergang warten, um innovativ tätig zu sein. Wortwörtlich die gewohnte Umgebung verlassen O rganisationen sollten sich daher bewusst Frei- räume schaffen, um sich mit Innovation aus­ einanderzusetzen. Diese Freiräume können sich innerhalb und/oder außerhalb des Unternehmens be­ finden und verschiedene Formen annehmen. Zum einen unterstützen Partnerschaften, Start-up-Touren und For- schungskooperationen einen Perspektivwechsel und Aus- tausch zu einer Problemstellung bzw. deren Lösungs­ findung. Vor dem Hintergrund disruptiver Märkte emp- fehlen sich verstärkt auch Innovationskooperationen zwischen Familienunternehmen und Wettbewerbern. Der damit entstehende Zugang sollte in Form zeitlicher, finan- zieller und personeller Zugeständnisse auch auf Mit­ arbeiter-Ebene auf- und ausgebaut werden. So erhöht sich die Motivation der Belegschaft, an der Entwicklung neuer Lösungen mitzuarbeiten. Da in Familienunter­ nehmen häufig eine besonders starke Unternehmens­ bindung anzutreffen ist, liegt hierin auch eine Chance zur weiteren Mitarbeiterbindung. Ebenso gilt es, die eigenen Kunden und Lieferanten frühzeitig in den Innovations­ prozess einzubinden. Holt man sie bei der Ideenentwick- lung früh ins Boot, haben sie die Möglichkeit, die Pro­ dukte nach ihren Wünschen mitzugestalten und auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Z um anderen ist die tatsächliche räumliche Ver­ änderung, also das Verlassen der eigenen vier Wände, empfehlenswert, um Kreativprozesse an- zustoßen. In einem alternativen Umfeld kann probiert werden, Fehler sind ausdrücklich erlaubt und die Kreati- vität wird strukturiert gefördert. Sehr gute Erfahrungen zeigen sich mit integrierten Räumlichkeiten und Work- shop-Konzepten, die Kunden, Management und Mitar- beiter an einem Ort zusammenbringen und mit neuen Methoden (z. B. Design Thinking oder Lean Start-up) agil arbeiten lassen. Hier trifft der Chef auf den Praktikanten, Ingenieure auf HR-Mitarbeiter, Kunden auf Hochschulen. Diese neue Art des Arbeitens ermöglicht einen Perspek- tivwechsel, mit dem Kreativität und die Öffnung für neue Denkweisen einhergehen – und somit strukturiert neue Ideen entstehen. Solch ein Umfeld regt die Mitarbeiter an, die richtigen Fragen zu stellen. Gemeinsam finden sich dann auch die richtigen Ressourcen und die Schwung- kraft, diese beantworten zu können.  www.kpmg.de/innovationfactory CHRISTIAN MOHR, SENIOR MANAGER FÜR DEN BEREICH INNOVATION BEI KPMG 26 Freiheit Fachbeitrag—

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